Aktionsprogramm Wiesenbrüterschutz
In den vergangenen Monaten hat die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen gemeinsam mit den unterschiedlichen Verbänden und dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach das Aktionsprogramm für den Wiesenbrüterschutz im Landkreis weiterentwickelt.
Entlang der Altmühl, insbesondere zwischen Trommetsheim und Muhr am See, befindet sich ein wichtiger Lebensraum für Wiesenbrüter. Der Landkreis hat zum Erhalt der bedrohten Vogelarten ein Aktionsprogramm ins Leben gerufen, das gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren aus der Region entwickelt wurde. Der Landkreis unterstützt die Maßnahmen über das Natur- und Umweltprogramm.Gemeinsam mit den Akteuren wie zum Beispiel der Wasserwirtschaft, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), dem Landschaftspflegeverband sowie den Landnutzern wie Jägern, Landwirten und Fischern will der Landkreis den Wiesenbrüterschutz optimieren. „Auch wenn wir uns als Landkreis nicht am stark diskutieren Naturschutzgroßprojekt chance.natur – Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal beteiligen, gehen wir doch einen gemeinsamen Weg, um den Lebensraum der Wiesenbrüter zu verbessern. Beim Aktionsprogramm, das der Landkreis nun gemeinsam mit uns Landnutzern umsetzt, ziehen wir alle an einem Strang“, verdeutlicht die Jagdvereinsvorsitzende aus Gunzenhausen Diana Oster.
So sind gemeinsam mit dem Landespflegeverband Mittelfranken zwei weitere Beweidungsflächen geplant: Zum einen wird das Storchenbiotop bei Gunzenhausen ab Frühjahr 2025 beweidet, um hier den Lebensraum für Wiesenbrüterarten zu optimieren. Eine Fläche zwischen Gundelsheim und Wachstein an der Altmühl, die bereits seit rund zwei Jahren beweidet wird, soll ebenfalls noch erweitert werden. Aufgrund der aktuellen Witterungsverhältnisse sind die notwendigen Maßnahmen wohl erst im Frühjahr 2025 möglich.
Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach plant zum Beispiel durch das Anlegen von Mulden auf bestimmten staatlichen Flächen, den Lebensraum der Wiesenbrüter noch weiter zu optimieren. Durch die Muldenstrukturen wird eine Fläche geschaffen, die mehr Feuchtigkeit halten kann und somit ein optimales Lebenshabitat für die Vogelart bildet. Auch Gehölzpflegemaßnahmen an Heckenstrukturen abseits der Altmühl bei Ehlheim und Meinheim sind im Frühjahr 2025 geplant.
Die Optimierung des Lebensraums in Bezug auf Brutplatzmöglichkeiten und Nahrungssuche ist nur eine der Hauptmaßnahmen des Aktionsprogramms Wiesenbrüterschutz. Gemeinsam mit der Jägervereinigung aus Weißenburg und dem Jagdverein Gunzenhausen hat man zudem das Prädationsmanagement ins Auge gefasst. In Abstimmung mit den Jägern beschafft der Landkreis Fallen, um Fuchs, Waschbär und andere Bodenprädatoren als natürliche Fressfeinde der Wiesenbrüter im Hauptgebiet entlang der Altmühl stärker zu bejagen. Die Fallen werden Anfang des Jahres 2025 ausgegeben.
Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz werden zudem Gelegeschutzzäune beschafft, die während der Brutzeit in Absprache mit den Flächennutzern aufgestellt werden sollen. Damit können wir die Gelege vor Bodenprädatoren wie dem Fuchs schützen. „Wir als LBV sprechen für den Wiesenbrüter und sind froh, dass der Landkreis uns bei den Planungen involviert und wir bei der Verbesserung der Lebensbedingungen aktiv mitwirken können. Eine große Bedrohung geht für Wiesenbrüter von Bodenprädatoren wie dem Fuchs aus. Um die Wiesenbrüter zu schützen, muss eine Bejagung erfolgen, die wir als LBV in der Form, wie es derzeit geplant ist, auch unterstützen“, verdeutlicht Christoph Beckenbauer, LBV-Gebietsbetreuung.
Auch die Landwirtschaft ist als wichtiger Landnutzer bei den Planungen weiterer Maßnahmen involviert. Beim vergangenen Austausch kam auch die Idee von Seiten des Bayerischen Bauernverbands, eine Verbindung zum Projekt „Klimaresilienz in Altmühlfranken“ zu schaffen. So könnte man entlang der Altmühl die verschiedenen Bewirtschaftungsmethoden mittels Bodenbeprobungen analysieren, ähnlich wie es bereits bei der „Klima-Landwirtschaft“ durchgeführt wird. Mit den Erkenntnissen könnte man die Bewirtschaftungsmethoden in Verbindung mit den bestehenden Fördermöglichkeiten so anpassen, dass der Lebensraum davon profitiert.
Während einer Infofahrt zum Projekt „Klimaresilienz in Altmühlfranken“, bei der u.a. auch die Wässerwiesen bei Forchheim besucht wurden, wurde auch deutlich, dass durch solche Maßnahmen ein optimales Habitat für die bedrohten Vogelarten entstehen kann. In den Wässerwiesen finden sich ebenfalls unterschiedliche Wiesenbrüterarten. Im Gegensatz zu den Flächen an der Altmühl, die bei ergiebigen Niederschlag wie in diesem Jahr wochenlang unter Wasser standen, kann das Wasser bei den Wässerwiesen aufgrund des Graben- und Steuerungssystems schneller wieder ablaufen. Laut Angaben eines Landwirtes, der das System bei der Infofahrt vorstellte, steht das Wasser, wenn gewässert wird, dort nur einige Zentimeter hoch auf den Wiesen und versickert schnell im Boden. Von den Maßnahmen, die beim Projekt „Klimaresilienz in Altmühlfranken“ geplant sind, soll auch der Lebensraum der Wiesenbrüter verbessert werden.
Ein wichtiger Teil des Maßnahmenplans ist auch die Besucherlenkung. Die Beschilderung zum Wiesenbrüterschutz soll Anfang des Jahres optimiert werden. Neue Schilder, die über das Verhalten im Wiesenbrütergebiet informieren, sind derzeit genauso in Abstimmung wie auch allgemeine Informationstafeln zu den Vogelarten. „Die Besucherlenkung wollen wir auch gemeinsam mit den Kommunen, die im Gebiet liegen, umsetzen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, den Wiesenbrüterschutz im Landkreis voranzutreiben“, erklärt auch Landrat Manuel Westphal.