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Die Team Bayern Lebensretter App hat schon 333 registrierte Helfer
Defibrillatoren geraten mit dem neuen Tool in den Fokus
Roth. Es hat Tage gegeben, an denen Markus Schrötz vom BRK Kreisverband Südfranken in den vergangenen gut vier Wochen ordentlich Stress hatte. So lange hat der erfahrene BRK-ler einen Zusatzjob: Er kümmert sich mit dem Service-Team darum, dass alle, die sich für die neue Ersthelfer-App in der Region registrieren wollen, das auch schaffen. 333 Mal hat das mittlerweile geklappt – eine Zahl, auf die nicht nur er stolz ist, sondern die auch Leben retten kann. Und einen Domino-Effekt mit sich zieht.
Denn mit der Team Bayern Lebensretter-App rücken Defibrillatoren mit in den Fokus, betont Markus Schrötz, Mitglieder der Rettungsdienstleitung, der das System erklärt. Erleidet jemand einen Herz-Kreislauf-Stillstand und befindet sich ein registrierter Ersthelfer in einem Umkreis von 400 Metern, wird dieser von der Integrierten Leitstelle alarmiert. Während der nach Annahme des „Auftrags“ (ein Klick) zum Patienten geschickt wird, wird ein zweiter in Richtung eines Defibrillators geschickt – sollte einer in der Nähe sein.
Eine Liste aller „Defis“ im Landkreis, auf die die Integrierte Leitstelle zurückgreifen kann, gibt es hier . Markus Schrötz stellt die Bedeutung der Defis unabhängig von der App heraus. „Die sind ein Segen.“ Schon alleine, weil die Geräte den Benutzer genau anleiten.
„Man kann eigentlich nichts falsch machen.“ Ein Satz, der in Sachen Erste-Hilfe grundsätzlich gilt, betont der erfahrene Notfallsanitäter. Das einzig Falsche, ist nichts zu tun. Denn: Pro Minute ohne Reanimation oder Defibrillation sinkt die Überlebenschance um circa zehn Prozent. Wenn man dazu noch weiß, dass im Schnitt bei uns in der Region neun Minuten (ein im Übrigen guter Wert) vergehen, ehe der Rettungsdienst eintrifft, muss kein Mathematik-Genie zu sein, um die Konsequenzen zu erfassen.
„Es ist wichtig, dass jemand anfängt“, verdeutlicht Markus Schrötz. Genau da kommen diejenigen (wieder) ins Spiel, die sich für die App haben registrieren lassen, eine „bunte Mischung und querbeet“, berichtet er. Nahezu jedes Alter sei vertreten, meist weisen die Helfer aber einen Hintergrund aus den Bereichen Feuerwehr, Rettungsdienst, Pflege oder Medizin auf.
Eine Zielgruppe haben die Protagonisten – neben dem BRK der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Mittelfranken Süd – noch besonders im Fokus: Führerscheinneulinge. Die haben nämlich ganz frisch einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Neben dem ist „nur“ das sich persönliche Zutrauen, einzugreifen, sowie ein Mindestalter von 18 Jahren Voraussetzung.
Markus Schrötz hält noch etwas für wesentlich und wissenswert um die App. Mit der Registrierung geht keine Verpflichtung einher. Bei jedem Alarm könne der Helfer auf Annehmen oder Ablehnen drücken – Wichtig etwa, wenn man sich am Tag x krank fühle oder Kinder im Schlepptau hätte. Schlussfolgerung für ihn aus diesem „Ausfall-Szenario“: Es könne gar nicht genug registrierte Helfer geben.
Das wird auch der Mann so sehen, der es vor wenigen Tagen dank dem beherzten Eingreifen eines App-Helfers auf die Intensivstation geschafft hat. Zur Einordnung: Nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt nur ein Sechstel der Betroffenen lebend in einem Krankenhaus an – er ist zudem die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.
„Die App ist wirklich gut zu handeln“, will BRK-ler Schrötz Sorgen nehmen. Der Helfer erhält eine genaue Wegbeschreibung zum Einsatzort und eine anschauliche Darstellung der Wiederbelebungsschritte. Ein eingebautes Metronom gibt den richtigen Rhythmus für die Herzdruckmassage vor, bei Bedarf kann die Leitstelle persönlich zur Seite zu stehen. Wer möchte, kann einen Test-Alarm auslösen, um sich mit dem Prozedere vertraut zu machen.
Ausdrücklich nicht gerufen würden die Registrierten zu Verkehrsunfällen oder anderen brenzligen Situationen, betont er. „Wir wollen die Helfer schützen“. Dies umfasst zudem die Nachfrage nach einem Einsatz, ob der oder die Person psychologisch betreut werden möchte. Klickt jemand auf „Ja“, ist eine erste Kontaktaufnahme durch Profis binnen kürzester Zeit sicher gestellt.
Die App ist zudem nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der bestehenden Rettungskette gedacht, unterstreichen die Macher. Sie erinnern an die Grundidee der Nachbarschaftshilfe: „Ich komme, erkenne den Notfall und helfe.“ Die hat sich schon derart bewährt, dass es sie in Österreich flächendeckend gibt. „Auch wir hatten das schon lange auf der Agenda und sind nun natürlich sehr zufrieden, dass wir sie in der Region einführen können“, sagt Schrötz stellvertretend für BRK und Rettungszweckverband.
Die beiden Landräte Ben Schwarz (Roth) und Manuel Westphal (Weißenburg-Gunzenhausen) sowie der Schwabacher Oberbürgermeister Peter Reiß freuten sich über den guten Start der App. Schließlich sei sie ein entscheidender Schritt, die Überlebenschancen bei Herzstillständen zu erhöhen. Sie appellieren an jeden, der sich dazu in der Lage fühlt, sich registrieren zu lassen. „Es kann schließlich auch jeden treffen“, Familie, Freunde, Nachbarn, Bekannnte…
Erhältlich ist die kostenfreie App im App Store und bei Google Play. Für Rückfragen und Hilfe steht das Orga-Team des Kreisverbands Südfranken unter der Mailadresse tb-lebensretter@brk-suedfranken.de zur Verfügung. Auskunft gibt es zudem beim BRK Kreisverband Südfranken sowie im Internet unter www.teambayern.info. Auch Defibrillatoren können beim BRK KV Südfranken erworben werden, Ansprechpartner dafür ist Marco Windisch, Telefon (09171) 84 0063, E-Mail: marco.windisch@brk.de.