Fruchtige Vielfalt
Streuobstbestände gehören auf Grund ihrer Strukturvielfalt zu den wertvollsten Lebensräumen für Tiere und Pflanzen: bis zu 5000 Arten können hier vorkommen. Die einzigartigen Streuobstlandschaften in Altmühlfranken stehen für Heimatschutz, Erholung und regionalen Genuss.
Was ist Streuobst?
Unter Streuobstbeständen versteht man im Allgemeinen großwüchsige Bäume verschiedener Obstarten, -sorten und Altersstufen, die an Ortsrändern, auf Feldern, Wiesen und Weiden in unregelmäßigen Abständen „gestreut” stehen. Zum Streuobst werden aber auch Einzelbäume an Wegen, Straßen und Böschungen, kleine Baumgruppen, Baumreihen sowie auch flächenhafte Anlagen mit eher regelmäßigen, aber weiten Pflanzabständen gezählt. Die typische Form des Streuobstbaumes ist der Hochstamm.
Seit Jahrhunderten prägen Streuobstflächen entscheidend das Landschaftsbild und haben damit sehr wichtige gestalterische Funktionen im Ortsbereich und in der Landschaft übernommen. In Schnittkursen lernt man selbst, das Wachstum der Streuobstbäume zu unterstützen.
Historische Obstsorten – ein besonderer Schatz
Die Züchtung von lokaltypischen, regional angepassten Obstsorten hat eine jahrhundertelange Tradition. Durch gezielte Veredlung und Zufallssämlinge ist mit der Zeit eine enorme Sortenvielfalt entstanden. Allein in Altmühlfranken finden sich über 180 Apfel-, 100 Birnen-, 44 Kirsch- und 19 Pflaumensorten. Die enorme genetische Vielfalt spiegelt sich in unterschiedlichen Aromen, Standorteignungen, Reifezeitpunkten, Krankheitsresistenzen und Verwendungen wider. So finden sich auf unseren Streuobstwiesen Besonderheiten wie die „Olivenbirne“, die „Rote Sternrenette“ oder die „Sommerblutbirne“. Um diese Schätze zu erhalten, werden historische Obstsorten im Rahmen des Natur- und Umweltprogramms kartiert, vermehrt und ausgepflanzt.
Förderprogramme
Rund 70 Prozent der Streuobstbestände in Bayern sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Um diesen Trend umzukehren, wurde 2021 der „Bayerische Streuobstpakt“ beschlossen. Ziel ist es, das Kulturgut Streuobstanbau zu sichern – auch für die zukünftigen Generationen. Die Neuanlage, Erhaltung und Pflege von Streuobstbeständen wird daher durch attraktive staatliche Programme mit bis zu 90 % der Kosten gefördert.
Sie möchten Streuobstbäume pflanzen oder Ihre Bestände pflegen? Sie haben Interesse an einem Förderprogramm oder möchten sich für das Thema Streuobst engagieren? Die Streuobstberater gibt Ihnen gerne Auskunft.
Über die Fördermaßnahmen informieren auch Kreisfachberatungen, Landschaftspflegeverbände, die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie das Amt für ländliche Entwicklung Mittelfranken.
Eine Übersicht aktueller Förderprogramme für Streuobst in Bayern finden Sie online.
Streuobstprojekt der Europäischen Metropolregion Nürnberg
Streuobstwiesen verleihen mit ihrer Schönheit, beeindruckenden Vielfalt und emotionalen Ansprache der fränkischen Kulturlandschaft einen besonderen Charakter. Als immaterielles Kulturerbe stehen sie gemeinsam mit den mediterranen Olivenhainen an der Spitze attraktiv wahrgenommener europäischer Landschaftserlebnisse.
Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes der Metropolregion Nürnberg mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken, der Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf und sechs Streuobstinitiativen wurde im Metropolraum eine Dachmarke entwickelt. Online werden nun die neuen Marketingansätze kommuniziert. Mit „Streuobstwiesenliebe“ wurde zudem ein Name kreiert, der den Menschen die Einzigartigkeit dieser Kulturlandschaft näherbringt. Damit wird eine Lücke geschlossen – denn bislang fehlte eine attraktive Plattform, die ein Bewusstsein für diesen herausragenden Lebensraum schafft. Die Streuobst-Initiativen hoffen, dass durch die gemeinsame Arbeit der oft vernachlässigte Streuobstbaum zum bleibenden Stolz unserer Region beitragen kann. Gemeinsam mit der Frankenkiste haben die Initiativen einen Streuobstkarton mit einzigartigen Streuobstprodukten entwickelt.
Weiterführende Inhalte
Am Sonntag, 29. September 2024 fand zum vierten Mal der Altmühlfränkische Streuobsttag statt. In diesem Jahr spielte er sich an zwei Standorten in Heidenheim ab: Rund um das Kloster und an der Mosterei war eine bunte Mischung aus Erlebnis, Genuss, Regionalität und Information rund ums Streuobst geboten.
Bei traumhaftem Herbstwetter lockte der Streuobsttag zahlreiche Besucher an. Mit über 50 Ständen an Kloster und Mosterei gab es für Groß und Klein jede Menge zu entdecken: Von Führungen durch das Kloster und über die Streuobstwiese, Handwerkskunst und regionalen Köstlichkeiten bis hin zu Mitmachaktionen für Kinder.
Der Tag begann bereits um 10 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst im Münster St. Wunibald. Direkt im Anschluss wurde der Streuobsttag – mit musikalischer Umrahmung durch den Posaunenchor – offiziell von Landrat Manuel Westphal und Bürgermeisterin Susanne Feller eröffnet. Beide betonten die Wichtigkeit des Lebensraumes Streuobstwiese als zentrales Element unserer heimischen Kulturlandschaft.
Ein besonderes Highlight war das Schaumosten in der Mosterei, bei dem live gezeigt wurde, wie frischer Apfelsaft entsteht. Die Obstsortenausstellung, das Lämmergehege mit Schafschur und viele weitere Programmpunkte machten den Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ganze Familie.
Die Veranstaltung wurde organisiert von der Streuobstberatung der Unteren Naturschutzbehörde und der Zukunftsinitiative Altmühlfranken (ZIA) des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen in Kooperation mit dem Markt Heidenheim, dem Heimatverein Heidenheim und dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken.
Jedes Jahr werden in Altmühlfranken praktische Sommerschnitt- und Winterschnittkurse für Obstbäume angeboten.
Wachstumsgesetze:
- Ein starker Rückschnitt führt zu weniger Fruchtbehang. Wenn Sie beim Baumschnitt stark zurückschneiden, verstärkt der Baum im kommenden Jahr sein Trieb-Wachstum. Der Baum möchte das Verlorene ersetzen. Zum Ausgleich bildet er weniger Blütenknospen und damit auch Früchte.
- Ein schwacher Rückschnitt oder gar kein Rückschnitt fördert den Fruchtbehang. Der Baum hat weniger Triebzuwachs und kann sich daher auf die Blüten- und Fruchtbildung konzentrieren. Der Ertrag steigt, aber die einzelnen Früchte bleiben kleiner.
- Der Winterschnitt fördert eher das Sprießen von Trieben und Blättern.
- Ein Sommerschnitt hemmt dagegen das vegetative Wachstum.
- Kombiniert man diese Regeln, lässt sich die Alternanz eines Baumes (in einem Jahr trägt er reichlich, im nächsten Jahr fast nichts) gut in den Griff bekommen. In den Jahren hoher Erträge schneidet man ihn im Frühling stark zurück. Im nächsten normalerweise ertragsarmen Jahr nimmt man im Sommer nur wenige Triebe heraus.
Schnittzeitpunkte
- Obst: Ende Februar bis Anfang April, Ende Juli bis Mitte September
- Wasserschosse: Mitte Juli ausreißen
- Walnuss: August (schlechte Wundverheilung), März (gute Wundverheilung), November (Frostgefahr)
- Hecke: winterkahle Laubgehölze Oktober bis Februar, Ende Juni bis August; immergrüne Gehölze vor Austrieb, August/September